J.S. Bach – W. Burkhard – J. Alain
Ein Orgeltanzstück mit Brigitta Schrepfers SOMAFON und Elke Voelker

Eléion


Den Tanz in die Kirchen bringen, ein Stück Zukunft

Die Brücke von der Kirche zum Tanz

Tanzpublikum und KirchengängerInnen begegnen sich

Ein Hin- und Herschwingen zwischen Auge und Ohr

Impressionen

Fotos von Bernhard Fuchs

Produktion

Brigitta Schrepfer gestaltet die inneren Geschehnisse der Bachwerke in einer stilistisch abstrakten Sprache. Ein Wechselspiel zwischen Raum, Form und Dynamik erfüllt die dafür geeignete kirchlichen Räume.
Alain`s ‚Trois Danses’ wiederum sind in sich so frei, dass sie von der Choreographie ganz neue Elemente und Stimmungen hervorrufen.
Eléion verspricht einen eindrücklichen Abend, eine gelungene Kombination von geistlicher Musikalität, schöpferischer und tänzerischer Schönheit.

LANG BEWEGT – BEWEGUNG SCHWINGT
Musik und Tanz sind seit je aufeinander bezogen. Musik ist Bewegung in Rhythmus und Klang, Tanz ist Bewegung in Rhythmus und körperlichem Ausdruck. Die elementare Verbindung von Tanz und Musik stiftet Ausdruck von grosser Dichte und weitreichender Kraft.
Die kritische Wahrnehmung eben dieser Kraft hat unter anderem dazu geführt, dass im kirchlichen Bereich Musik und Tanz getrennt wurden. Sakrale Tänze hatten ihren oft magisch begriffenen Ort in jenen Kulten, die aus christlicher, traditioneller Sicht gerade deshalb als «heidnisch» empfunden wurden, weil in ihnen Bewegung weniger auf Anschauung als auf umfassende Vereinnahmung zielte. Was verborgen, «unanschaubar» wirkt, sollte nicht von Priestern, Predigern, Liturgen nach ihrem Konzept verwirklicht werden, sondern unverfügbares Geheimnis bleiben, an das bloss erinnert wird. Von daher wird verständlich, weshalb der Tanz im Verlauf der Kirchengeschichte keinen Ort im Gottesdienst bekommen hat. Freilich hat dann just die Reformation mit dem neuen Kirchenlied den Rhythmus als eigenständiges Gestaltungselement eingeführt und damit auch gesungene Tanzformen.

Als Kunstform indessen hat Tanz eine reiche Vielfalt von Formen entwickelt, die je nach Zusammenhang eher auf Demonstration oder auf Konzentration, auf Darstellung oder auf Abstraktion von innerem Geschehen zielt.
Da in der Kirchenmusik Tanzformen in der Liedliteratur wie im textunabhängigen Musizieren seit langem ihrem Ort hatten, ist es kulturell von eminentem Interesse, das Projekt von SOMAFON und Rudolf Meyer zu verwirklichen. Moderne Formen von Choreographie und Tanz erfreuen sich heute eines grossen Interesses und konfrontieren sich mit vielen «Stoffe» aus Tradition und Aktualität.
Die weiten Kirchenräume mit ihren klanglich reichen Orgeln bieten dazu ein anregendes Gegenüber.
Die Musik von Johann Sebastian Bach, Willy Burkhard und Jehan Alain drängt sich aus verschiedenen Gründen quasi auf für ein derartiges Projekt. Mit Ausnahme von Alain handelt es sich um Musik, die nicht Tanz zum Thema hat, aber von kraftvoller und streng konzipierter innerer Bewegung geprägt ist die also den Tanz als Gegenüber sucht.

Alain`s drei Tänze wiederum sind in sich so abstrakt, dass sie den Tanzenden kaum Vorgaben doch vielfarbige Anstösse antragen. So ist der Sinn dieses Projektes primär darin zu sehen, eine differenzierte Begegnung zweier grundlegend menschlicher Kunstformen anzuregen und daraus nachvollziehbare Verbindungen über die fundamentalen Unterschiede hinweg zu entfalten. Dabei sind vielfältige Interaktionen zu erwarten: das Nachvollziehen der tänzerischen Bewegung im Konkreten Musizieren einer gegebenen Partitur, das Umsetzen von musikalischem Ausdruck in tänzerische Form, wie das kontrastierende Aufbrechen der letztlich nicht überbrückbaren Gegensätze in der jeweiligen Metaphorik und Konkretion.
Dass solches Unterfangen auf ein reges Publikumsinteresse stösst, können wir aus der Erfahrung mit kleineren Formen solchen Arbeiten aus den vergangenen Jahren aufzeigen. Dabei ergeben sich wiederum Begegnungen von Menschen, die sich je in sehr verschiedenen Kultur und Lebensbereichen verorten. So dient das Projekt zum einen dazu, Kommunikation über weiten Abstand in Wahrnehmung und Gestaltung zu ermöglichen. Und zum andern will es bewusst Begegnung zwischen Menschen anregen, die sich sonst kaum mit denselben Kulturformen auseinandersetzen.

Mitwirkende

Initiator Rudolf Meyer & Brigitta Schrepfer
Orgel Elke Voelker
Choreographie Brigitta Schrepfer
Komposition J.S. Bach, Willy Burkhard, J. Alain
Bühnenibld Idee: Brigitta Schrepfer / Realisation: Sceno, Annette Erismann
Kostüme Brigitta Schrepfer, Catharina Strebel / Realisation: Esther Gabriel
Lichtdesign/Technik Michale Omlin, Philipp Oettli
Fotograf Christian Glaus
Dauer Eine Stunde

Programm

Johann Sebastian Bach 1685-1750 aus ‚Klavierübungen III. Teil ‚ (1739)
Präludium pro organo pleno Es-Dur BWV 552

3 Choralbearbeitungen  
Kyrie, Gott Vater in Ewigkeit
Christie, aller Welt Trost
Kyrie, Gott heiliger Geist

Fuga a 5/con Pedale / pro Organo pleno / Es-Dur 552

2 Choralbearbeitungen BWV 689 und 688
Dass wir nimmer des vergessen…
Du sollst nicht glauben und nicht wanken…

Willy Burkhard
1900 -1955
Fantasie op. 32 (1932)
„Meinem Freund Robert Steiner, Bern“
Andante tranquillo
Allegro
Jehan Alain
1911- 1940
Trois Danses (transcriptes aux armées, 1939)
Joies (Freuden)
Deuils (Trauer)
Luttes  (Krämpfe)

Videosequenz

Medienstimmen

…die Einzelkörper lösten sich in abstrakte Raummuster auf
Gerade die einfachsten, reduzierten Gesten begannen zu wirken. Die Tänzer konnten sich gelassen geben, und Ihr Körperspiel zeigte absurde oder gar gruselige Noten; da waren überraschende Formationen zu sehen, in denen sich die Einzelkörper in abstrakte Raummuster auflösten, verstrickten, wieder auseinander stoben und der mächtigen Orgel so beinahe Paroli boten.
(Christina Thurner, Neue Zürcher Zeitung, 11. Nov. 2000)

…eine sich steigernde, raumgreifende Bewegungsdynamik
Als ein Ereignis von eindrucksvoller Wirkung entpuppte sich am Donnerstagabend am in der Stadtkirche die Uraufführung von «Eléion» im Rahmen des Orgel-Herbst-Zyklus 2000. Während Rudolf Meyer an der grossen Orgel die Klänge sprühen liess, setzte im Chor der Kirche eine sich steigernde, raumgreifende Bewegungsdynamik ein, die in beinahe akrobatischen Verzahnungen und Überwälzungen der Körper ihren Höhepunkt fand.
(Anja Bühnemann, Der Landbote, 13. Nov. 2000)

Eléion als «Visualisierung des Orgelspiels»
Tanz als Bewegung ist etwas, das für die Zukunft öffnet – durch Verharren aber wird sie verschlossen. Dieser Abend ist selber ein Stück Zukunft. Das Projekt hat einen innovativen Aspekt: Tanz ist normalerweise nicht in der Kirche beheimatet, zumindest nicht in der evangelischen. Ganz klar ist Eléion als kulturellen Anlass zu sehen. Eléion als «Visualisierung des Orgelspiels» ist für den Organisten Rudolf Meyer die Verwirklichung eines lange gehegten Traumes. «Ich lebe davon, dass ich immer wieder Neuland betrete», erklärt er die gedankliche Entstehung des Projektes. Er nennt es ein «Hin – und Herschwingen zwischen Auge und Ohr».
(Marion Eberhard, Tagblatt Winterthur, 9. Nov. 2000)

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